Die heutige Etappe ist die Längste, die wir bisher gefahren sind. Unser nächstes Ziel ist der Nationalpark von Waldai. 140 km haben wir vor uns. Gegen Mittag machen wir uns in Welikij Novgorod auf den Weg. Wir fahren durch süße Dörfer und wunderbar asphaltierte Straßen. Nur das Wetter will nicht mitspielen. Es regnet ununterbrochen. Nach einem Drittel der Strecke steht trotz imprägnierter Regensachen der erste Klamottenwechsel an. Und als wäre das nicht schon anstrengend genug, müssen wir in vier Kilometer wieder auf die M-10 abbiegen. Der Verkehr ist gewaltig und es sind noch 80 Kilometer zu fahren. Der Parkstreifen ist einen halben Meter breit und verengt sich stellenweise. Wir beißen die Zähne zusammen und radeln weitere 40 Kilometer. Klamottenwechsel #2 lässt grüßen. Im nächsten Café legen wir eine längere Rast ein. Aufgewärmt und mit vollen Bäuchen steuern wir weiter unser Ziel an.
Der Regen will einfach nicht aufhören. Die von den LKWs aufwirbelnde Gischt erschwert für alle Verkehrsteilnehmer die Sicht. Uns bleibt jetzt nur zu hoffen, dass wir nicht übersehen werden. 20 Kilometer vor Waldai trauen wir unseren Augen nicht. Wir steuern auf eine Baustelle zu. Die Fahrbahn wird noch enger, stellenweise auf einen Streifen in beide Richtungen. Von dem Hupkonzert der rücksichtslosen LKW-Fahrer lassen wir uns erst gar nicht irritieren.
Kalter Regen, schlechte Sicht, massiger LKW-Verkehr, brenzliche Baustellen, Dämmerung, Müdigkeit und zudem ein verpasstes WM Spiel (Russland gegen Spanien) - Schlimmer kann es einen nicht treffen. Fehlanzeige! Ausgerechnet jetzt beginnt die hügelige Landschaft. Wir schreien innerlich, aber von Aufgeben kann nicht die Rede sein. Wir quälen uns durch. Kurz vor Mitternacht und nass bis auf die Knochen erreichen wir Waldai. Die letzte Wärme in den Fingern reicht gerade mal so aus, ein Hostel-Zimmer zu buchen. In der Unterkunft angekommen, hüpfen wir schnell unter die Dusche, was für ein Traum!
Am nächsten Tag radeln wir zu dem berühmten Waldai-See. Jetzt wird uns klar, warum wir all die Strapazen auf uns genommen haben. Der See ist malerisch schön. Auf einer Insel ragt das Iversky Svyatoozersky Virgin Kloster empor. Was für ein magisches Örtchen! Am Ufer gibt es zahlreiche Campingspots. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen aus und freuen uns wieder darauf Zelten zu können.










