Der Weg ist diesmal nicht das Ziel…

Mittlerweile bestimmt das wechselhafte Wetter immer mehr unseren Tag. Immer wieder schieben wir, genau im richtigen Moment eine Pause ein und es beginnt ein Wolkenbruch der besonderen Art. Kurz und schmerzhaft, zumindest für alle die, die es nicht rechtzeitig ins Trockene geschafft haben. Unsere Reise führt uns am Wolga-Kanal entlang bis kurz vor Moskau. Den Trubel der 10 Millionen Metropole wollen wir uns aber nicht geben und schwenken 60 km vorher nach Sergijew Possad und Wladimir am goldenen Ring entlang.

Die Momente in denen die Sonne wieder hervorkommt geben uns neue Energie und so erreichen wir am späten Nachmittag Sergijew Possad. Als wir den Zeltplatz der Stadt, mitten im Zentrum, in Augenschein nehmen, können wir uns gerade mit einem beherzten Sprung in das Campingplatzcafé retten. Wieder mal ein guter Moment für ein heißes Getränk und einen neuen Plan. Wir beschließen ein Hostel aufzusuchen, da dieser Platz zudem völlig überteuert ist. Mit Aussicht auf eine heiße Dusche, stürzen wir uns in den Regen und fahren zur gebuchten Unterkunft.

Sergijew Possad bildet mit seinem Kloster das heilige Zentrum der russisch-orthodoxen Kirche und ist zudem ein Wallfahrtsort vieler Pilger. Unzählige Kirchen mit den typischen Zwiebeltürmen, Gebetsräume, prunkvoll ausgeschmückte Ikonen und Kirchenschiffe bilden den Innenbereich der Klosteranlage. Touristen drängen sich durch die wunderschön angelegte Gartenanlage. Tausende Fotos werden gemacht. Nach zwei Stunden haben wir dann aber auch langsam genug von all den blau, grün, rot gemusterten und mit Gold verzierten Kirchen, nach Weihrauch riechenden Kirchenräumen und Altären. Und so fahren wir am darauffolgenden Tag weiter nach Wladimir.

Zwischendrin haben wir einen Couchsurfer gefunden, der uns eine Unterkunft anbietet. Jetzt ist es an der Zeit auch mal abseits der Hauptrouten und Schnellstraßen unser Glück zu probieren. Und so schlagen wir die, vom Navigationsgerät angezeigte, Alternativroute ein. Ein schwerer Schritt für jemand der ungern den Gleichen Weg zurück nimmt. Aber auch diese Prüfung muss bestanden werden. Wir verlassen die Hauptstraße und kürzen, wie angegeben, über kleine, verschlafene Dörfer ab. Die Straße wechselt zwischen, Asphalt, Betonplatten, festgefahrener Sand und groben Schotter. Was das elektronische Richtungsgerät und ich aber nicht wahr haben wollen, ist der Regen der letzten Tage. Die Straße ist vorhanden, doch der Zustand ist nicht gerade vielversprechend. Und als es dann erneut anfängt zu regnen, ist der Höhepunkt dieser Aufgabe erreicht. Die Piste verwandelt sich in ein Meer aus knöcheltiefen Schlamm, so weit das Auge blicken kann. Die Nerven liegen blank und ein weiteres Vorankommen unmöglich. Es bleibt nur der Rückweg – der Gleiche – der Beschwerliche von eben. Alle Bemühungen doch noch einen kleinen Steg, einen Trampelpfad oder ähnliche Befestigungen zu finden, die uns aus unserer ausweglosen Situation befreien könnten, sind vergebens.

Zwei Stunden später befinden wir uns auf der M8. Doch der Standstreifen ist entgegen allen Vorstellungen angenehm breit und so schaffen wir es noch rechtzeitig und ohne weitere Probleme zu unserer Übernachtung bei Viktor und seiner Frau Maria. Angekommen, bekommen wir sofort heißes Wasser um unsere Räder sauber zu machen, bevor der Schlamm über Nacht aushärten kann. Am Abend gibt es feine Spaghetti aus Italien und erlebnisreiche Gespräche am heimischen Küchentisch. Die vergangenen Wochen haben uns immer wieder gezeigt, was es heißt in Russland auf kleineren Straßen unterwegs sein zu wollen. Es ist mit dem Rad fast unmöglich, gerade wenn das Wetter sein übriges dazu getan hat.