Nach unserem ersten Stop in Haijainen, Naantali und Rusko bewegen wir uns weiter in Richtung Uusikaupunki und Rauma. In Naantali befindet sich ein kleiner Hinweis am Rande, für alle Muumin-Fans die Muumimaailma (Muuminwelt). Und jetzt beginnt auch so langsam aber sicher der Teil, wo es auch mit den Ortsnamen anfängt etwas länger zu dauern, bis diese gemerkt, geschweige denn ausgesprochen sind. Ein abendfüllendes Programm in illustrer Runde, könnte durchaus, dass sehr schnelle Aufsagen von wahllos ausgewählten finnischen Städten sein.
Es dauert einige Zeit bis wir wieder zu alter Form zurück kehren und so gehen die ersten Tage in Finnland eher schleppend von der Pedale. Nach 50 km und mit der Begeisterung von unserer ersten Übernachtungsmöglichkeit, versuchen wir erneut unser Glück mit dem nächstgelegenen Laavu. Die Karte mit den eingetragenen Schlafplätzen verrät uns, das wir in unmittelbarer Nähe sind. Wir schieben unsere Räder über sandige Wege bis auf eine große Lichtung. Die letzten hunderte Meter gehen wir zu Fuß, um den genauen Standort ausfindig zu machen. Nach einer halben Stunde intensiven Suchens brechen wir ab. Zweimal versuchen wir noch über andere Wege zum Laavu zu gelangen, vergebens. Wir sind eben keine Wanderer und die voll beladenen Räder über Stock und Stein zu schieben macht keinen Sinn. Mittlerweile ist es 23 Uhr und wir entscheiden uns, ein Platz für unser Zelt zu suchen. Auf dem Weg zu Wald, sind wir durch eine große Beerenplantage gefahren. Wir beschließen dorthin zurück zu kehren und unser Lager aufzubauen und finden schließlich ein idyllisches Plätzchen.
Am nächsten Morgen bekommen wir Besuch von den Besitzern der Plantage. Wir kommen schnell ins Gespräch und sitzen nach einer Stunde Plauderei mit selbstgemachter Beerenlimonade in der heimischen Sauna. Was für ein Einstieg, herrlich. Die müden Knochen sind uns dankbar für dieses Wellnessprogramm. Ein kühner Sprung in den nahe gelegenen Teich lässt neue Energie durch unsere Adern fließen. Frisch geduscht und gut erholt, mit einem Sack frisch geernteter Kartoffeln und weiteren Flaschen Limonade im Gepäck, machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Küste.
Als Zwischenziel Richtung Rauma erreichen wir Uusikaupunki. Es ist schon spät aber nicht dunkel, als wir die Stadtgrenze passieren. Doch sobald die Sonne untergegangen ist, wird es bitter kalt. Auf dem Weg Richtung Stadtzentrum kommen wir kurz vor Mitternacht an ausgestopften, gespenstigen Figuren vorbei, genau das Richtige für Zombie-Fans. Wir halten an, lassen die Horror-Szenerie auf uns wirken und fahren danach etwas planlos durch die Stadt, da der Zeltplatz den wir ansteuern wollen, nicht mehr ausgeschildert ist. Als wir beratend an einer Kreuzung stehen, hält neben uns ein gut motorisierter SUV an. Eine Frau steigt aus und fragt uns was wir zu später Stunde und bei dieser Kälte noch auf der Straße wollen. Nach einem kurzen Austausch, springt sie in ihren Wagen und zeigt uns kurzer Hand den Weg zum Campingplatz. Sie fährt vorne weg und wir hinterher. Was für eine wunderbare Fügung. Die Kälte treibt uns beim Zeltaufbau an. Als wir uns mit einer Suppe aufwärmen wollen, nutzen wir die Gunst der Stunde für eine heiße Dusche. Das schon verschlossene Duschhäuschen öffnet sich durch einen glücklichen Umstand. Wieder aufgewärmt gehen wir glücklich und zufrieden in unser Schlafgemach.
Am nächsten Tag starten wir mit einem frischen Kaffee, der in einem Supermarkt nebenan, zum Einkauf gratis gereicht wird. "On top" gibt es für jeden noch ein Bratwürstchen, den es ist Samstag und der Supermarkt ist in spendabler Stimmung. Mit frischen Erdbeeren und Joghurt im Gepäck fahren wir weiter und frühstücken gemütlich am Wasser. Wir entscheiden uns unseren Weg nach Rauma über die nahegelegten Inselgruppen des Nationalparks von Uusikaupunki zu nehmen. Am frühen Nachmittag erreichen wir einen schönen Grillplatz, der zu einem Päuschen einlädt. Auf dem Gelände befinden sich etliche Spülbecken, die uns sofort anziehen. Wir spülen das Geschirr ab und waschen unsere Wäsche. Nach getaner Arbeit nutzen wir die Trocknungszeit für ein Mittagsschläfchen. Auf unserer Reise durch Finnland werden wir mehrere Male mit diesen Waschplätzen konfrontiert. Doch es wird noch einige Zeit dauern, bis wir den wahren Sinn dieser Anlagen verstanden haben. Mit den 40 km extra auf dem Tacho kommen wir verspätet in Rauma an. Wir erreichen einen wunderschönen Campingplatz direkt am Wasser. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, dass sich das Zeitverhältnis sehr stark verschoben hat. Es ist Mitternacht, aber trotzdem taghell.












